Konferenz von Teheran

Konferenz von Teheran
Konferenz von Teheran
 
Die von den Westmächten beschlossene Verschiebung der Landung in Nordfrankreich zur Errichtung einer zweiten Front führte im Sommer 1943 zu einer schweren Belastung der Beziehungen zur Sowjetunion. Stalin sagte eine mit Roosevelt vereinbarte Begegnung kurzfristig ab. Er beschuldigte vor allem den britischen Premier Churchill, die zugesagte Invasion in Frankreich mutwillig zu verzögern.
 
Die durch das Ausscheiden Italiens aus dem Krieg veränderte Situation veranlasste Roosevelt und Churchill, Stalin erneut die Dringlichkeit eines Dreiertreffens vor Augen zu führen. Stalin argumentierte, er sei wegen der Kampfhandlungen an der Front nicht abkömmlich, stimmte aber einem Treffen der Außenminister Eden, Hull und Molotow zu, das vom 19. bis 30. Oktober in Moskau stattfand. Erstmalig wurde vorrangig die Regelung der Nachkriegsverhältnisse in Deutschland erörtert, zu der eine »Europäische Beratende Kommission« in London Vorschläge erarbeiten sollte.
 
Schließlich kam doch ein erstes Treffen der »Großen Drei« zustande, und zwar in Teheran vom 28. November bis zum 1. Dezember 1943, nachdem sich in Casablanca nur Churchill und Roosevelt getroffen hatten. Fragen der gemeinsamen Kriegführung und die Politik nach dem Krieg standen im Vordergrund. Stalin drängte erneut seine Verbündeten, definitiv den Termin für die Landung in Nordfrankreich festzulegen, um die Front im Osten zu entlasten. Roosevelt nannte den Mai 1944 als voraussichtlichen Termin. Stalin versprach, in diesem Zeitraum durch eine Großoffensive deutsche Divisionen an der Ostfront zu binden. Ferner sagte er zu, nach dem Sieg über Deutschland in den Krieg gegen Japan einzutreten und sich an der geplanten Weltfriedensorganisation zu beteiligen.
 
Um diese wichtigen Zusagen nicht zu gefährden, unterstützte Roosevelt nicht Churchills Plan, im östlichen Mittelmeer mit einer Operation der Westmächte den auf dem Balkan kämpfenden Partisanen der Jugoslawen und Griechen zu Hilfe zu kommen, weil Stalin diesem Plan misstraute. Tito wurde jedoch als selbstständiger Befehlshaber der Alliierten in Jugoslawien angesehen.
 
Im Mittelpunkt der Beratungen stand aber die Zukunft Deutschlands und Polens. Eine Aufteilung Deutschlands wurde bereits ins Auge gefasst, wobei über die Zergliederung im Einzelnen noch keine Einigung erzielt werden konnte. Mit Rücksicht auf Stalin akzeptierte Churchill den Vorschlag der Sowjets, Polen nach Westen bis an die Oder zu »verschieben«, während Ostpolen bis zur Curzon-Linie von der Sowjetunion beansprucht wurde. Stalin weigerte sich, mit der polnischen Exilregierung in London Kontakte aufzunehmen und ließ klar erkennen, dass er im ostmitteleuropäischen Raum freie Hand zu behalten wünschte. Freie Wahlen in den baltischen Ländern lehnte er ebenfalls ab, denn er setzte darauf, diese nach der Rückeroberung wieder in die UdSSR eingliedern zu können.

Universal-Lexikon. 2012.

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